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Friends in High Places
Ausführliche Pressestimmen
 
Eddie Cockrell, VARIETY Los Angeles/London:
Nachdem Regisseurin Lindsey Merrison in ihrem 1996 Debut “Our Burmese Days” die starke, von ihre Mutter unterdrückte anglo-burmesische Herkunft untersucht hat, taucht sie nun in ihrem lebendigen, farbenfrohen Dokumentarfilm “Friends in High Places” tiefer in die zeitgenössische Gesellschaft Myanmars hinein (wie das Land seit zwölf Jahren heißt). Der Film, der von den extravaganten Medien und dem Kult, der um sie herum entstanden ist, erzählt, hat bereits eine ethnografische Auszeichnung erhalten und wird noch mehr Lob auf seiner Festivalrunde einsammeln, bevor er ein kräftiges Leben auf dem Fernsehmarkt- und den Nebenmärkten genießen wird.
Der Film beleuchtet die einflussreiche Rolle der Nat-Medien im Leben der Burmesen. Diese Medien - einst überwiegend ältere Damen - sind inzwischen vor allem Homosexuelle, “Nat Kadaw” genannt. Für die unterdrückte, von einer Diktatur kontrollierte, fast zu 80% buddhistische burmesische Bevölkerung, in der es als etwas skandalös und schmählich empfunden wird, seinem Herzen Luft zu machen, sind diese freche, bestimmte, fast übernatürlichen Figuren - Wahrsager, Marktschreier und Kabarettkünstler in einem - eine wichtige Quelle des Trostes und der Inspiration. “Wenn es Buddha gibt,” sagt eine der zwei älteren burmesischen Erzählerinnen, die Merrison als inoffizielle Fremdenführerinnen benutzt, “dann muss es auch Nat-Geister geben”.
Obwohl Merrison die ganze Zeit hinter der Kamera bleibt (und nur flüchtig beim Fragestellen zu hören ist), kann sie ihr Vergnügen kaum unterdrücken, konfrontiert mit dem Spektakel dieser drastischen Persönlichkeiten, die sich als Nat-Geister Namen geben wie “Herr Berühmt” oder “Dame-Silberflügel”. Egal ob sie zum Gebet raten, um verlorenes Geld zurückzubekommen, oder minutiöse Anweisungen erteilen, um Erfolg oder Glück zu sichern, die Nat-Medien und das aufwändige Drum und Dran sowie ihre oft exzentrischen Zeremonien, stecken die meisten westlichen Fernsehheinis in die Tasche. Ein Medium kommentiert den Boom in seinem Geschäft so: “Selbst Lepra ist nicht so ansteckend wie die Probleme der Menschen”.
Der Film ist auf der technischen Ebene sehr reich: die in Yangon gedrehte 35mm Kameraarbeit von Lars Barthel ist seidenweich und einfühlsam und lässt niemals erahnen, dass alles heimlich ohne Drehgenehmigung aufgenommen wurde.
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Im Wettbewerb des Visions du réel – Internationalen Dokumentarfilmfests Nyon, 2001
Der Großteil der Informationen, die wir im Westen über Burma erhalten, ist politischer Natur. Politik und politische Unterdrückung bilden jedoch nur den vagen Hintergrund, vor dem Lindsey Merrison das unglaublich lebendige und farbenfrohe Bild einer halb-religiösen Kultur zeichnet, in der angeblich 85% der Bevölkerung an die Macht der Nats glauben. In der religiösen Hierarchie der höchsten Weltenherrscher rangieren die Nats etwas tiefer als Gott. Nats nennt man stattliche Personen meist aristokratischer Herkunft, die von ihren Verwandten getötet wurden. Zu allen Zeiten fühlten sich Könige und Königinnen von ihren Nächsten bedroht, und lieber töteten sie diese, als den Verlust ihrer Macht zu riskieren. Die Seelen der Ermordeten lebten als Nats weiter, von denen es genau 37 gibt. Sie haben die Macht, die Probleme der Menschen zu lösen, und bilden in einem Land, in dem der Buddhismus vorherrscht, die vielleicht größte Quelle für Aberglaube und Trost.
Merrison hat einen fröhlichen, aber auch wunderbar scharfsinnigen Bericht über die Nats, ihre Medien und Glaubensanhänger geschaffen. In Friends in High Places vermischen sich Legenden, Theater, Glaube und Wirklichkeit zu einem Drama, das dem Zuschauer ans Herz geht und seinen Sinn für Humor anspricht.
Mit großem Gespür für ihre expressive Körpersprache porträtiert Merrison mehrere Medien, die alle aus ihrem direkten Draht nach "oben" ein lukratives Geschäft machen. Doch bis auf ihren perfekten Sinn fürs Drama und ihre Wirkung aufs Publikum haben sie anscheinend wenig gemeinsam. Während der eine die Anwesenheit der Kamera genießt und unter dem ständigen Einfluss von Rum vor seinen Kunden sexuelle Anspielungen macht, neigt der andere mehr zum Belehrenden. An seiner Tür hängt ein Zettel mit der Aufschrift: "Fragen Sie sich, ob Sie anderen geholfen haben, bevor Sie zu mir kommen, denn ich habe auch Probleme." Im Lauf des Films wird deutlich, dass es Menschen aller sozialen Schichten sind, die in einem Pwe - einer Nat-Zeremonie voller Musik, Tanz und Spiel - um Erfolg und Gesundheit bitten. Merrison porträtiert die Nat-Kultur am Ort des Geschehens: mitten im Alltag von Burma. Die Regisseurin wahrt Distanz und weiß doch, wann es gilt, direkt auf die Leute zuzugehen und ihren farbenfrohen Film mit Witz anzureichern.
Merrisons bester Fund sind zwei alte Damen, die rauchend auf dem Boden ihrer kleinen Wohnung sitzen und bescheidene, aber ironische Kommentare über das Leben und die Nat-Kultur abgeben. Wie zu einem Chor kehrt der Film immer wieder zu den beiden zurück, die uns einen unvergesslichen Einblick in das Leben in Burma liefern.
Miryam van Lier, Katalog des Internationalen Dokumentarfilmfests Nyon
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”Es ist selten dass man in einem ethnographischen Film Humor begegnet. In dieser großartigen, hervorragend fotografierten Produktion gelingt es Lindsey Merrison den animistischen Kult der ‚Nat' in Burma dem Zuschauer auf vergnügliche Art zu vermitteln durch eine witzige Unterhaltung zwischen zwei älteren burmesischen “Tantchen”, die die Rolle des Kults in der heutigen Gesellschaft in Burma kommentieren. Dieser Film atmet und lächelt, weil die Filmemacherin ständig zwischen den beiden Damen, dem Leben und der Arbeit der lebendigen, provozierenden Nat-Medien abwechselt. Die Dokumentation enthält noch viele weitere Ebenen: die märchenhaften Geschichten der beliebtesten ‚Nats', die Biografien der Medien, ihre tranceähnlichen Auftritte, großartig gekleidet, sowie die ständigen Verhandlungen zwischen den Medien und ihren Klienten, um sie an ihre Verpflichtungen, den Forderungen der ‚Nat' nachzukommen zu binden. Sorgfältig enthüllt die Filmemacherin die vielen sozialen Aspekte des ‚Nat' Kults mit seinen 37 ‚Nat'; sie schildert aber auch den Kontext, in dem der Kult agiert. Mehrmals wird eine Parallele zwischen den unbarmherzigen Königen aus früheren Zeiten, deren Opfer später zu ‚Nats' wurden, und den heutigen Herrschern von Burma gezogen. Wir begreifen, dass die Medien zu wichtigen Vermittlern zwischen den Bittstellern und den ‚Nats' in Zeiten von Unterdrückung und Unsicherheit geworden sind. Beiläufig erfahren wir gegen Ende des Films etwas über das Verhältnis zwischen der Homosexualität der meisten Medien and ihrem Beruf, was uns überhaupt nicht überrascht.”
Auswahlkommittee des Göttinger Internationalen Ethnographischen Filmfests
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Kerstin Decker, DER TAGESSPIEGEL, 11.02.02:
“Friends in High Places” ist die faszinierende Beobachtung einer durchaus parasitären Kaste, die desto besser lebt, je übler es dem Durchschnittsburmesen geht. 37 Nats können doch nicht untätig zuschauen, wenn Burma untergeht, ist die Überzeugung vieler Burmesen. Aber der Film ist sensibel genug, solche groben Wahrheiten nicht auszusprechen. Er überlässt sich ganz den Selbstdarstellungen der Nat-Medien, er liegt gleichsam auf der Lauer: Was wissen diese merkwürdigen Geschöpfe von sich selbst? Ist ihre Inszenierung Zynismus oder genießen hier ein paar Lebemänner einfach ihr Schwulsein unter den Augen einer Militärdiktatur, ausgehalten vom Volke?”
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Daniel Haber, MYANMAR TIMES, Yangon, May 6-12, 2002:
“Es kommt nicht oft vor, dass ein in Myanmar gedrehter Film - obgleich ein Dokumentarfilm über Nat-Verehrung – auf internationalen Filmfestspielen gezeigt wird. Dieser Film, präsentiert im Rahmen der 15. Internationalen Filmfestspiele Singapur, hat einen so großen Publikumszuspruch gefunden (zweifellos waren viele in Singapur lebende Myanmaren dabei), dass eine zweite Vorführung organisiert werden musste, um dem Zuschauerdrang nachzukommen ...”
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Anne Démy-Geroe, Direktor, Internationale Filmfestspiele Brisbane, Australien
“Lindsey Merrison hat relativ spät im Leben entdeckt, dass sie teils burmesischer Abstammung ist. In Our Burmese Days (Die burmesischen Jahre) - ihrem ersten Film als Regisseurin - dokumentierte sie die schwierige Reise, die sie mit ihrer Mutter nach Burma unternommen hatte, um sie mit der verlorenen Vergangenheit zu versöhnen. Wahrscheinlich hätte “Friends in High Places” nur von jemandem in ihrer Position gedreht werden können, der nah genug daran ist, die Vielfältigkeit des Lebens hinter den Plattenbauten und auch in den Dörfern herauszukitzeln.”
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ALLOCHTONENKRANT, Niederlande, 29 Mai 2002:
“Ein Höhepunkt des “Beeld voor beeld” Festivals ist der Dokumentarfilm “Friends in High Places”. Dieser Film ragt nicht nur heraus, weil er so wunderbar fotografiert ist (gegenüber den meisten Films des Festivals wurde “Friends in High Places” auf Film gedreht), das Thema ist auch sehr eindrucksvoll. Merrison, die selbst burmesischer Abstammung ist, hat den ‚Nat' Kult in Burma dokumentiert. Nats sind verschiedene Götter, die in Burma verehrt werden. Durch Medien können die Menschen mit den Nats kommunizieren; man könnte sogar sagen, dass diese Medien - die oft homosexuell sind - als eine Art Sozialarbeiter fungieren. In spezifischen Ritualen tanzen sie für die Nats und, falls darum gebeten, können sie Wünsche an sie weiterleiten. Liebevoll aber auch ironisch porträtiert Merrison diese Medien. Ob sie alle wirklich an die Nats glauben, weiß man zwar nicht so genau, aber eins ist klar: sie haben viel Spaß an der Sache – kein Wunder, denn dieser Kult kann ein lukratives Geschäft sein für diejenigen, die clever damit umzugehen wissen. Darüber hinaus können die Nats ein guter Vorwand dafür sein, um sich aus einer kaputten Ehe zu retten. Die Bilder von den extravagant gekleideten und furios tanzenden Medien sind umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass das alles in Burma aufgenommen wurde, einem Land, dass immer noch von einer strengen Militärdiktatur regiert wird.”
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Beatrijs van Agt, SKRIEN, Niederlande:
“Visuell mindestens genauso faszinierend aber viel aufregender, was den Inhalt anbelangt, ist “Friends in High Places” über die Anhänger des Nat-Kults in Burma. Aufallend üppig gekleidete Medien agieren als faszinierende Sozialarbeiter in einem Land, dass von einer Militärdiktatur regiert wird.”
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TROUW, Niederlande, 29 Mai 2002:
“In einer sich ständig verändernden Welt können kulturelle Traditionen Halt bieten, wie in dem Eröffnungsfilm des “Beeld voor beeld” Festivals “Friends in High Places” gezeigt wird. Ohne Genehmigung der burmesischen Behörden hat Filmemacherin Lindsey Merrison einen Film über den Nat-Kult in dem sonst überwiegend buddhistischen Land gedreht. Sie untersucht die theatralische Welt der oft homosexuellen Medien, die in enger Verbindung zu den Nats stehen - den Geistern der Verstorbenen. Durch ihre Fähigkeit, Rat oder Voraussagen zu treffen, werden diese von vielen Burmesen als eine Art Psychiater oder Sozialarbeiter angesehen, obwohl ihre mysteriöse Kombination von Spiel und Religion nicht immer ganz hieb- und stichfest zu sein scheint. “Sobald das Kind ein Jahr alt ist, wirst Du reich”, sagt ein extravagantes Medium voraus, um bald darauf sein Statement zu ‚justieren', sobald er erfährt, dass das Kind schon zwei Jahre alt ist. “Es ist als ob man die Telefonnummer zu einer anderen Welt anwählt”, sagt ein anderes Medium, seine Arbeitsweise erklärend, “man braucht nur etwas Obst anzubieten und eine Kerze anzuzünden, und schon hast Du einen heißen Draht zu den Nats - Erfolg garantiert!” “So lange die Probleme der Menschen sogar ansteckender als Lepra bleiben”, kommentiert ein weiteres Medium, “werden die Burmesen fest an ihre Nats und an ihre Traditionen glauben.”
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Bettina Kocher, Kuratorin, Fernsehworkshop Entwicklungspolitik, Hamburg, 2001
Die Bedeutung der Nats, der Geistwesen, die zwischen Gott und den Menschen angesiedelt sind, ist tief im Alltagsleben der burmesischen Gesellschaft verwurzelt. Sie sind es, die bei Sorgen und Nöten um Hilfe gebeten werden und denen man für glückliche Ereignisse Dankbarkeit erweist. Ihre Medien sind schillernde Persönlichkeiten, meist Homosexuelle, die männliche und weibliche Nats gleichermaßen verkörpern können, und in prächtigen Kostümen die anrührenden Geschichten der unglücklich Verstorbenen und dann zu Geistwesen gewordenen Menschen aus längst vergangenen Zeiten lebendig werden lassen.
Der Film wirft einen Blick in Bereiche des burmesischen Alltagslebens, die dem aussenstehenden Betrachter normalerweise verborgen bleiben, die sich unter der Oberfläche der Diktatur offenbaren und dort ihre subversive Kraft entfalten. Die Nähe der Filmemacherin zu ihren Protagonisten wird in jeder Phase des Films spürbar und spiegelt sich auch in der ausgezeichneten dichten und involvierten Kameraarbeit. Ernst und Spiel, Selbstdarstellung der Protagonisten und ihr selbstvergessenes Aufgeben in ihren Verpflichtungen, die Nats während der Feste zu repräsentieren, wechseln sich ab und eröffnen für die Zuschauer das faszinierend Fremde in Momenten des Wiedererkennens in einer selten geglückten Verbindung. In zwei alten Damen führt die Filmemacherin darüber hinaus eloquente und engagierte Kommentatorinnen ein, die den Zuschauern Brücken zum Verständnis bauen.
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